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Tag 159/97 – Überraschung

Heute geht es nach Zürich, wo ich einen sehr guten Freund an seinem Geburtstag überraschen möchte. Da ich diese Woche in Walldorf arbeite, ist der Weg in die Schweiz nicht weit und ich mache mich nach einem etwas vorgezogenen Feierabend mit dem Auto auf dem Weg in den Süden. Ich habe Gregor seit meinen Operationen nicht mehr getroffen; wir haben nur einmal telefoniert bislang. Und ich freue mich sehr auf dieses Treffen mit neuen, elektrischen Ohren.

Gregors Familie ist natürlich eingeweiht und weiß, dass ich am Abend im Restaurant aufkreuzen werde. Kurz vor meiner Ankunft verschicke ich noch einen Geburtstagsgruß per WhatsApp ‚aus Hamburg‘ und wünsche ihm eine schöne Geburtstagsfeier.

Umso größer und gelungener ist die Überraschung, als ich dann auf einmal im Restaurant vor ihm stehe. Der Abend ist wundervoll und die Unterhaltung läuft reibungslos. Ich genieße vor allem den Schweizer Dialekt meiner Freunde sehr – auch dies habe ich vorher zwar ein wenig wahrgenommen, aber nicht so sehr wie jetzt mit elektrischen Ohren. Wir haben uns beide lange nicht gesehen und uns gegenseitig sehr viel zu erzählen. Und natürlich freuen sich alle enorm über meine Hörveränderung. Es ist schön, solche Freunde zu haben.

Mir fällt heute Abend auf, dass die Veränderung in der Kommunikation mit meinen Mitmenschen umso geringer ist, desto besser ich sie kenne. Meine wirklich guten Freunde waren meine Hörschädigung gewohnt und diese war für sie nie ein Problem. Ich habe Menschen, die ich gut kenne, auch immer besser verstanden als Personen, die ich noch nicht so lange kenne. Eigentlich verändert sich in der Kommunikation miteinander durch meine Implantate umso weniger, je besser ich die Menschen kenne. Das ist in keiner Weise negativ – es fällt mir nur gerade auf. Man kann auch mit schlechten Ohren gut durchs Leben kommen. Je mehr mal allerdings mit neuen Bekanntschaften zu tun hat, je mehr man mit unbekannten Menschen kommunizieren muss, desto schwieriger wird die Situation.