Tag 117/55 – Awesome!

Seit gestern arbeite ich in einem neuen Team an einem neuen Projekt für meinen Arbeitgeber SAP. Ich werde häufig in verschiedenen Projekten eingesetzt und bin als User Experience Designer dabei dafür zuständig, dass die Software, die für den Kunden gebaut wird, verstanden wird und optimal zu bedienen ist. Häufig geht es um Verbesserungen, weil bestimmte Applikationen zu schwierig zu handhaben sind. Manchmal auch um die Entwicklung neuer Produkte. Die technischen Aspekte und die Programmierung sind für mich eher irrelevant. Der logische Aufbau der Benutzeroberflächen, eine gut verständliche Benennung von Buttons oder Hilfetexten und das Design der jeweiligen Interfaces sind die Faktoren, die ich beeinflussen kann.

Die Teams bei SAP sind fast immer international aufgestellt und dementsprechend ist die Arbeitssprache Englisch. Nur wenn ich direkt mit einem deutschsprachigen Kollegen kommuniziere, verwenden wir Deutsch; in Meetings wird fast immer Englisch gesprochen, weil eigentlich immer ein Kollege aus dem Ausland dabei ist, der Englisch besser versteht als Deutsch.

Bislang war das für mich sehr schwierig. Ich brauchte eigentlich immer einen Dolmetscher oder eine deutschsprachige Wiederholung des Gesagten und konnte kaum direkt mitdiskutieren. Zwar spreche ich theoretisch recht gut Englisch und das Lesen und Schreiben klappt problemlos. Ich habe längere Zeit nebenbei als Übersetzer gearbeitet und englische Produkt- und Webtexte ins Deutsche übersetzt; diese Arbeit macht mir viel Spaß. Aber das Verstehen von englischer Sprache war bislang quasi unmöglich. Das Lippenlesen funktioniert in anderen Sprachen nicht wirklich gut – ich habe keine Ahnung, warum. Die Wörter kenne ich, aber ich kann englischsprachiges Mundbild einfach nur sehr schlecht entziffern. Und mein Sprachverständnis war mit Hörgeräten schon im Deutschen schlecht; Englisch habe ich wenn überhaupt nur bruchstückhaft verstanden.

In dieser Woche war ich zum ersten Mal seit meiner zweiten Implantation in der SAP-Zentrale in Walldorf. Dort fand ein sogenannter Kick-Off statt: Das ist die in der Softwarebranche übliche Bezeichnung für ein Projektstart-Meeting, bei dem besprochen wird, wie man vorgeht und wer was bis wann und wie macht. Da auch in diesem Team neben einer spanischen Kollegen, die gut Deutsch spricht, ein Kollege aus Indien dabei ist, der Deutsch zwar ein bißchen versteht, aber kaum sprechen kann, fand dieses Kick-Off-Meeting also auf Englisch statt. Und weil ich mit dem indischen Kollegen eng zusammenarbeite, musste ich die letzten beiden Tage sehr viel auf Englisch kommunizieren.

Wie so vieles, was in den letzten drei Monaten passiert ist, war auch diese Situation überraschend: Ich habe im englischsprachigen Meeting mit 6 Personen fast jedes Wort verstanden – und das mit zwei Sprechern, die einen starken indischen bzw. spanischen Akzent in der Englischen Kommunikation haben. Ich habe die letzten zwei Tage lange und andauernd mit einem englischsprachigen Kollegen diskutiert, gescherzt und geschäkert und dabei bis kurz vor Feierabend wirklich gut verstanden. Irgendwann war dann der Akku leer – natürlich ist nach wie vor hohe Konzentration erforderlich. Aber im Gegensatz zu früher, als ich mich so häufig vergeblich angestrengt habe, hat diese Konzentration auch tolle Ergebnisse gebracht: Ich verstehe die englische Sprache immer besser und schon jetzt gut genug, um auch berufliche Konversation auf Englisch zu machen. That’s awesome!

Auch der Videoübertragung eines großen Meetings des SAP Vorstandes konnte ich übrigens gut folgen. Das reine Telefonieren auf Englisch ist derzeit noch undenkbar, aber das war mit der deutschen Sprache kurz nach der Erstanpassung auch eine große Hürde. Ich bin sicher, dass ich das irgendwann auch noch schaffen werde. Exercising makes the master, wie Westerwave sagen würde. An meiner Aussprache muss ich natürlich auch noch feilen – aber ich kann jetzt hören, wie es richtig klingt. Und verstehe Korrekturen meiner Kollegen.

Und wenn es auf Englisch richtig flüssig läuft, lerne ich wieder Französisch. Diese Sprache mag ich nämlich besonders gerne, auch wenn ich sie nur wenige Jahre in der Schule gelernt habe und nur über einen recht kleinen Grundwortschatz verfüge. Aber daran kann ich arbeiten.

1 Kommentar zu „Tag 117/55 – Awesome!“

  • tach auch !

    Hört sich ja immer besser an , wie Du hörst;-)Kick.Off heisst das bei uns im Projektwesen auch überall.

    Es gibt User Experience bei SAP? Kann gar nicht sein !
    Oder liegt das daran, das wir noch auf einer Versions idn , die die Seitenbeschreibungssprache von R2 auf Windows gebracht hat?
    Und natürlich alle Items aus Kapitel DO NOT !!!!!111elf aus dem Bill Gates Buch 1:1 umgesetzt hat. :-)

    Gruss BergH

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