Tag 161/99 – Konferenz

Heute fand die alljährliche SAP d-KOM in Karlsruhe statt. d-KOM steht für ‚Developer Kick Off Meeting‘ . Dort können alle Mitarbeiter von SAP, die in der Softwareproduktion tätig sind – zum Beispiel Programmierer, Designer, Projektmanager – teilnehmen, um Vorträge anzuhören, Produktneuigkeiten zu erfahren oder sich einfach auszutauschen. Insgesamt nehmen in Deutschland über 6.000 Personen teil; dazu kommen über 3.000 Mitarbeiter, die sich das Ganze online anschauen. Die Veranstaltung findet zudem an weiteren Standorten auf anderen Kontinenten statt.

Fachkonferenzen und Messen habe ich bislang gemieden, weil ich dort zu wenig verstanden habe. Vorträgen konnte ich nur folgen, wenn ich das Mundbild des Vortragenden gut sehen konnte und die gezeigte Präsentation selbsterklärend war. Gespräche mit Kollegen waren schwierig, weil die Geräuschkulisse auf so einer Veranstaltung natürlich enorm laut ist. Networking war für mich auf solchen Veranstaltungen bislang nicht möglich und ich war wegen der enormen Anstrengung, die ich aufwenden musste, um überhaupt halbwegs etwas mitzubekommen, sehr schnell müde.

Da die gesamte Konferenz heute in englischer Sprache stattfand, habe ich nicht erwartet, allzu viel mitzubekommen. Aber wie so oft in den letzten Monaten kam wieder alles ganz anders: Ich habe fast jedes Wort verstanden und war von 9:30 bis ca. 16:30 mit einer kleinen Mittagspause nonstop bei Vorträgen zu Gast. Die erste Konferenz meines Lebens, bei der ich allen Beiträgen gut folgen konnte! Was für ein Erfolg! Der Ton wurde in der Halle per Induktionsschleife übertragen, so dass ich den Input der Vortragenden direkt in meine Soundprozessoren bekam. Schöner Nebeneffekt dabei war, dass ich die Umgebungsgeräusche komplett ausstellen konnte. Meine Kollegen beneiden mich mittlerweile um diese Fähigkeit.

Am Nachmittag war ich dann doch müde – natürlich muss ich mich nach wie vor konzentrieren, wenn ich zuhöre und knapp 5 Stunden lang englischen Vorträgen zuzuhören ermüdet auch normalhörende Menschen. Also ging es für eine Stunde in die Ruheecke – danach war ich fit für die Aftershow-Party, bei der Bülent Ceylan auftrat. Auch hier wurde per Induktionsschleife übertragen. Wie immer bei SAP waren in der ersten Reihe Sitzplätze für hörgeschädigte Mitarbeiter reserviert, so dass meine hörgeschädigten Freunde und ich hervorragenden Blick auf die Bühne hatten und gut vom Mund ablesen konnten.

Der Auftritt von Bülent Ceylan war insgesamt okay. Ich habe einen recht anspruchsvollen Humor, wenn ich Performances auf der Bühne sehe und kann den meisten derzeit aktiven „Comedians“, die man oft im Fernsehen sieht, nicht viel abgewinnen. Das Gefühl, wenn man auf einmal fast alles akustisch versteht und richtig mitlachen kann, ist allerdings unbeschreiblich. Ich habe diese Show unendlich genossen und freue mich jetzt schon riesig darauf, in der kommenden Zeit mehr Live-Performances anzuschauen oder auch einmal den Schritt ins Theater zu wagen.

Spät am Abend stieg dann die Aftershow-Party, auf der ich zusammen mit einigen Kollegen viel Spaß auf der Tanzfläche hatte. Ich genieße das Tanzen nach wie vor unendlich, weil ich mich nicht mehr darauf konzentrieren muss, die Musik und den Takt zu hören und die Musik zu erkennen, sondern einfach alles HÖRE. Es gibt in diesen Momenten nur mich und die Musik und sonst gar nichts. Dieses Gefühl ist ein unbeschreibliches Geschenk, das mir das Cochlea Implantat wiedergegeben hat und schon allein dafür hätten sich die beiden Operationen gelohnt.

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