Tag 114/52 – Disco

Heute war ich das erste mal mit Hörimplantaten in einer Diskothek. Ich war während meiner Oberstufenzeit und zu Beginn meines Studiums häufig mit Freunden in Ruhrgebietclubs unterwegs, in denen Indiemusik gespielt wurde. Freitags ging es in Sigis Kalei in Essen. Samstags oft in die Zeche Bochum oder in das Bochumer Intershop. Ab und zu fuhren wir auch ins Raskolnikov oder ins Old Daddy in Oberhausen. Gespielt wurde dort Independent, Rock, Punk und Goth der 80er und 90er – Musikrichtungen, die ich bis heute bevorzugt höre.

Der erste Test mit Cochlea-Implantaten fand im Aladin in Bremen statt – zusammen mit der ErstBestenHälfte und Freunden. Und es gibt zwei schlechte Nachrichten und eine gute. Die gute zuerst: Es war besser als mit Hörgeräten; ich konnte mir bekannte Songs auf Anhieb erkennen und auch ein bißchen tanzen. Eher schlecht war, dass die Musik selbst nicht wirklich berauschend war – zu viel Pop und Techno-Gedöns für meinen Geschmack. Und: Meine Soundprozessoren waren mit der Lautstärke komplett überfordert; der Sound war insgesamt enttäuschend.

Meine Soundprozessoren arbeiten optimal im Lautstärkebereich zwischen 20 und 80 Dezibel. In einer Diskothek werden meistens 100 dB erreicht. Für mich hat das zur Folge, dass sich insbesondere höhere Töne und Gesang etwas verzerrt anhören. Zwar konnte ich das Problem etwas entschärfen, indem ich Lautstärke und Geräuschempfindlichkeit soweit herunter regelte wie möglich und mit meinen verschiedenen Hörprogrammen experimente. Allerdings kann ich diese Parameter nur in begrenztem Maß beeinflussen. Insgesamt war das Ergebnis doch ein bißchen frustrierend, wenn auch deutlich besser als mit Hörgeräten.

Ich werde bei der nächsten Einstellungssitzung meinen Audiologen fragen, ob man dieses Problem lösen kann – eventuell mit einem Hörprogramm für extrem hohe Lautstärken. Ansonsten bekomme ich auch bei Live-Konzerten direkt vor der Bühne dieselben Probleme und muss mir einen Platz im hinteren Bereich suchen, auf dem die Lautstärke nicht mehr ganz so hoch ist wie vorne. Das erste Live-Konzert auf einer Veranstaltung hier im Ort klang super – dort war ich recht weit hinten. Allerdings war die Lautstärke dort auch nicht so hoch wie bei einem Konzert mit namhaften Bands oder einem Open-Air-Festival.

Wirklich deprimiert bin ich nicht – irgendwann kommt man an eine Grenze und nach all den unvorstellbaren Hörerfolgen ist dieser kleine Dämpfer gut zu verkraften. Mal sehen, ob ich das Problem im nächsten Jahr in den Griff bekomme.

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