Tag 238/176 – König der Löwen

Zu meinem Geburtstag habe ich von meiner Familie Karten für einen Besuch im Hamburger Musical „König der Löwen“ geschenkt bekommen. Obwohl ich jahrelang in unmittelbarer Nähe der Musical-Location gearbeitet habe, die gegenüber den Landungsbrücken auf der anderen Seite der Elbe liegt, habe ich es leider nie geschafft, mir dieses Musical anzuschauen. Jetzt, mit neuen, elektrischen Ohren, freue ich mich umso mehr darauf, den König der Löwen zusammen mit Junior I und II endlich einmal live zu erleben.

Schon am Morgen nehme ich beide Pubertiere nach Hamburg mit – Junior I muss zum Praktikum am Stadtrand und Junior II absolviert seinen Zukunftstag im Hamburger SAP Büro. Am späten Nachmittag fahren wir zusammen zur Musical-Halle, setzen mit dem Boot zu den Landungsbrücken über, essen dort ein Fischbrötchen und sind dann rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn am Eingang.

Ich war bislang erst einmal in meinem Leben in einem Musical: Ende der 70er Jahre in ‚Peter und der Wolf‘ in Münster. Danach habe ich Musicals nur noch im Fernsehen gesehen, obwohl ich seit 2000 in der „Musicalstadt“ Hamburg arbeite. Einerseits deshalb, weil ich generell kein großer Musical-Fan bin. Zum anderen deshalb, weil das Verstehen von Songtexten für Hörgeschädigte eine enorme Herausforderung ist. Die normale Wort- und Satzbetonung ist bei einem Song im Normalfall stark verändert, was das Verstehen sehr schwierig macht. Dementsprechend ist auch das Lippen-Ablesen deutlich schwieriger als sonst. Die Entfernung zur Bühne ist meistens auch so groß, dass ich bei Musicals oder Opern und generell allen Veranstaltungen, bei denen das Geschehen nicht zusätzlich per Großbildmonitor übertragen wird, nichts verstehen kann. Und selbst dann, wenn Bildschirme vorhanden sind – was bei Konzerten und Comedy-Veranstaltungen ja mittlerweile die Regel ist: Ich gehe nicht auf eine Live-Veranstaltung, um dort auf einen Bildschirm zu schauen. Das ist langweilig. Live heißt für mich, das „echte“ Geschehen auf der Bühne zu beobachten. Deshalb filme ich auch generell keine Veranstaltungen auf dem Handy ab. Ich werde nie verstehen, warum Menschen 100 Euro oder mehr ausgeben und auf eine Veranstaltung fahren, um dann ihr Handy in die Luft zu halten und das Bühnengeschehen auf einem kleinen Handydisplay zu beobachten.

Unsere Plätze sind schön mittig, allerdings sehr weit oben. Zwar sind wir deshalb weit entfernt vom Geschehen auf der Bühne, haben dafür aber einen guten Überblick über das gesamte Geschehen, das mich schon nach kurzer Zeit sehr in den Bann zieht: Die hervorragend arrangierte Bühnentechnik und Beleuchtung, die herrlich phantasievoll gestalteten Kostüme und die tolle Musik: Das ist wirklich beeindruckend. Das Hören ist allerdings schwierig: Die Akustik ist bei weitem nicht so gut wie im Kino und ich verstehe nur etwa 50% des Gesprochenen und sehr wenig vom Gesang. Das ist weniger als ich erwartet habe, aber dennoch deutlich mehr als mit Hörgeräten möglich gewesen wäre. Da ich die Handlung kenne, kann ich dem Geschehen trotzdem gut folgen und es genießen; ich bin also keineswegs enttäuscht.

Schön ist auch der kleine Small-Talk während der Pause mit zwei reizenden älteren Damen aus Österreich, die zu Besuch in Deutschland sind und sich sehr über meine gut erzogenen Kinder freuen. Kein Hörfehler übrigens – außerhalb der eigenen vier Wände benehmen sich die Pubertiere meistens ganz toll. Schön, dass man als Elternteil nicht alles falsch gemacht hat.

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