Tag 268/206 – Tennis

Seit meiner Kindheit spiele ich enorm gerne Tennis. In den 80er Jahren war dies noch eine Exklusivsportart; die Mitgliedschaft in einem Verein war ebenso wie das Equipment sehr teuer. Meine Eltern waren Mitglieder im örtlichen Tennisverein meines Heimatdorfes; also bekamen auch wir Kinder Trainerstunden. Ich verbrachte viele Nachmittage an der Ballwand und versuchte meinen großen Vorbildern Jimmy Connors und John McEnroe nachzueifern und ihre Schlagtechnik zu kopieren. Auch den kometenhaften Aufstieg von Boris Becker, der 1985 im Alter von 17 Jahren das traditionsreiche Tennisturnier in Wimbledon gewann, verfolgte ich gebannt am Fernseher.

Mit dem Wegzug aus dem Münsterland gab ich diesen Sport auf. Während meiner Studienzeit spielte ich noch ein paar Mal mit Studienfreunden, aber ich trainierte nicht mehr wirklich und verfolgte höchstens noch manchmal Grand-Slam-Endspiele vor dem Fernseher.

Als meine Kinder vor ein paar Jahren in den hiesigen Tennisverein eintraten und mit dem Training begannen, war das Fieber wieder da. Ich meldete mich ebenfalls im Verein an, hatte knapp ein Jahr Einzelunterricht und musste vieles neu lernen; denn die Schlagtechnik hatte sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert.

Seitdem spiele ich regelmäßig und im Sommer so oft wie es geht mit einem festen Trainingspartner; ab der nächsten Saison bestreite ich vielleicht auch ein paar Punktspiele mit der hiesigen Tennismannschaft, die recht erfolgreich unterwegs ist.

Alle zwei Wochen treffen sich die Tennis-Herren zum ‚Herrenabend‘ – es wird gemeinsam trainiert, ein paar Doppel-Spiele werden absolviert und danach wird gemütlich Bier getrunken und gegrillt. Diese Abende sind immer sehr nett – bislang konnte ich mich an den Gesprächen aber nur sehr schlecht beteiligen. Auch wenn meine Vereinskameraden immer sehr bemüht waren, mich einzubinden und ich dort alles andere als isoliert bin, steht man doch etwas außen vor, wenn man den Gesprächen in einer geselligen Runde nicht folgen kann. Man ist zwar dabei, aber nicht mittendrin. Man versteht die Witze nicht, lacht aber dennoch mit. Man kann Einzelgespräche führen, aber sobald die Kommunikation quer über den Tisch läuft, ist man raus.

Auch während der Spiele ist nicht-Hören-können problematisch. Ich habe zum Beispiel nie gehört, wenn ein Ball die Netzkante noch so gerade berührt hat. Ob jemand ‚Aus‘ ruft. Oder ‚Warte‘. Auch wenn Tennis überwiegend ein Einzelsport ist, ist Kommunikation doch nicht unwichtig und es kam häufiger vor, dass mein Doppelpartner zu mir nach vorne kommen musste, weil ich nicht mitbekam, dass er mir von hinten etwas zurief.

Meine Hörimplantate haben auch hier meine Lebensqualität deutlich verbessert. Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten mal hörte, dass das Schlagen des Balles mit dem Schläger ein ganz anderes Geräusch macht, als das Aufschlagen auf dem Boden. Ich kann den Anweisungen meiner Spielpartner folgen und verstehe größtenteils auch die Ansagen der Spielstände. Und nicht zuletzt kann ich jetzt auch endlich in der Runde mitreden – wie heute beim alljährlichen Sommer-Eröffungsturnier.

Wir haben viel Spaß bei unseren Mixed-Doppels (jeweils ein Mann und eine Frau pro Seite) und auch danach bei vielen interessanten Unterhaltungen beim Grillen. Ich kann endlich mitlachen – und weiß warum, Fragen beantworten, mich in Gespräche einschalten – und das Zusammensein genießen. Zwar verstehe ich nach wie vor nicht alles; manches muss wiederholt werden. Aber im Vergleich zum Eröffnungsturnier vom letzten Jahr, bin ich ganz anders dabei. Und das ist gut so.

Schreibe einen Kommentar