Tag 3 – Musik und Barbecue

Ich habe schlecht geschlafen, denn ich finde einfach keine komfortable Schlafposition. Alles in mir will sich auf die rechte Seite legen – das ist aber nicht wirklich ratsam. Also schlafe ich nur stundenweise, bin tagsüber aber dennoch fit – die Euphorie wirkt wie ein Aufputschmittel.

Essen ist laut. Vor allem mit zwei Kindern. Und anstrengend, wenn man alles über neueste Apps, Youtuber, Youtube-Fails, Bayern München und Verschwörungstheorien verstehen will. Ich will aktuell niemanden enttäuschen und die Kinder freuen sich riesig, mir endlich mehr erzählen zu können. Ich hoffe aber sehr, dass es mittelfristig noch andere Themen am Tisch geben wird. Meine ErstBesteHälfte, die sich das seit Jahren anhören muss, tut mir ein bisschen leid.

Ansonsten lasse ich es heute erst einmal ruhig angehen. Mittags lege ich mich wieder auf das linke Ohr, am Nachmittag grillen wir Burger mit den Nachbarn. Ich verstehe auch hierbei viel mehr als sonst – selbst bei Sprechern, die ein schwieriges Mundbild haben. Allerdings ist es schwierig, vier Tage nach einer OP einen fetten Burger zu essen, weil die Kauleiste noch nicht wieder soweit aufgeht, wie ich es gewohnt bin. Also werden es Burger light.

Nach dem Grillen lege ich mich ins Bett und höre Musik über die Bose-Bluetooth-Box. Das Erlebnis ist ähnlich beeindruckend wie im Auto – die hohen und mittleren Töne werden vom Implantat klar wiedergegeben und der Bass liegt auf meinem Bauch. Ich höre alle bekannten und auch erste unbekannte Songs und genieße es unendlich. Mit der Bose-Box experimentiere ich dann, wie gut das Richtungshören funktioniert – und das ist etwas frustrierend, weil ich nur dann wirklich „gut“ höre, wenn die Box sich in gerader Linie vor dem Soundprozessor befindet. Sobald ich sie zur Seite bewege, werden mittlere und höhere Töne leiser. Ich hoffe, dass man dies in den Feineinstellungen noch optimieren kann.

Was mich auch nervt: Meine eigene Stimme kommt mit ein wenig Verzögerung im Ohr an – wie ein Echo. Das ist verwirrend. Allerdings höre ich mich selber klar und deutlich und merke bei jedem Satz, wie undeutlich meine Aussprache war. Schon am gestrigen Abend meinte eine Nachbarin zu mir, dass ich wesentlich deutlicher spreche. Das ist ein toller Nebeneffekt, mit dem ich so schnell auch nicht gerechnet habe.

Und noch etwas, das am Anfang nicht gut funktioniert: Fernsehen. Hier verstehe ich sehr schlecht – vermutlich wegen der Entfernung zum TV. Dieses Problem wird sich mit entsprechendem Zubehör aber noch lösen lassen. Ich schaue generell sehr wenig fern – insofern ist das jetzt nichts, was meine Stimmung dämpfen kann.

Auch Klavierspielen ist noch schwierig –  ich höre zwar hohe Töne enorm deutlich, die mittleren und tiefen aber noch nicht wirklich gut. Dennoch ist es weitaus besser als mit Hörgeräten und das ist letztendlich das, was zählt.

Ich werde sicherlich noch einige Rückschläge erleben. Manches wird nicht funktionieren, aber anderes dafür umso besser. Darauf werde ich mich fokussieren – dann sind auch Enttäuschungen kein Grund, den Kopf hängen zu lassen.

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