Schlagwort: Kino

Tag 239/177 – Escape Room

Und schon wieder geht es ins Kino. Dieses mal eher zufällig: Ich treffe mich mit Junior I, der sein einwöchiges Praktikum in einem Hamburger Tonstudio heute beendet hat, in der Innenstadt. Nach einem schönen Vater-und-Sohn-Feierabendshopping kommen wir auf dem Weg zum Auto am einem Hamburger Kinopalast vorbei und beschließen spontan, in die gerade startende Filmvorführung von Escape Room zu gehen – einem US-Amerikanischen Horrorfilm.

Ein spontaner Kinobesuch war mit Hörgeräten bislang undenkbar – zumindest dann, wenn ich die Handlung verstehen musste. Kinobesuche mussten zumindest einen oder zwei Tage im Voraus geplant werden. Denn Filme mit Untertiteln laufen nur selten und meist auch nur in Programmkinos. Blockbuster findet man dort eher selten und Junior I ist noch nicht besonders an Arthouse-Kino interessiert. Filme ohne Untertitel habe ich nur geschaut, wenn ich mir die Handlung vorher durchlesen konnte – was das Kinoerlebnis twas langweilig macht, weil man das Ende des Filmes schon kennt.

Es ist total toll, jetzt einfach mal spontan ins Kino gehen zu können. Auch heute habe ich fast alle Dialoge verstanden; nur ein Sprecher war etwas schwierig zu verstehen. Mit manchen Stimmen habe ich nach wie vor Probleme. Der Handlung konnte ich aber insgesamt gut folgen; wie erwartet war diese auch nicht allzu anspruchsvoll. Trotzdem hat es großen Spaß gemacht. Es muss nicht immer Arthouse sein; auch gut gemachtes Popkornkino kann Spaß machen. Vor allem dann, wenn es spontan möglich ist. Auch das ist ein Stück neue Lebensqualität, die ich jetzt sehr genieße.

Tag 231/171 – The Green Book

Seit meinem ersten Kinobesuch mit Cochlea-Implantaten vor etwa drei Monaten war ich nicht mehr im Kino. Zum Einen liefen in der letzten Zeit kaum Filme, die mich wirklich interessierten. Zum Anderen habe ich mich einfach nicht getraut, wieder ins Kino zu gehen, weil ich Angst hatte, den großartigen Hörerfolg von damals nicht wiederholen zu können.

Vielleicht wird es in einem anderen Kino mit einer anderen Akustik nicht so gut funktionieren? Vielleicht verstehe ich andere Stimmen im Film nicht so gut? Obwohl mein Hörweg bislang enorm erfolgreich verläuft habe ich ein bißchen Angst vor Enttäuschungen. Und die wird es geben: Ich muss noch viel ausprobieren und es wird sicherlich noch einige Rückschläge geben. Das ist eigentlich auch kein Problem, aber ich gehe zu gerne ins Kino um hinterher enttäuscht wieder rauszukommen.

Die meisten Filme, die mich derzeit interessieren, laufen derzeit interessanter Weise als Originalversion mit Untertiteln. Früher hätte ich mich darüber gefreut, weil dies für mich die einzige Möglichkeit war, einen Kinofilm zu verstehen. Ich werde auch künftig in untertitelte Filme gehen, weil ich Programmkinos sehr gerne mag und auch gerne Filme im Originalton sehe. Allerdings verstehe ich noch nicht so gut Englisch, dass ich einem englischsprachigen Film folgen kann und auch die ErstBesteHälfte hätte daran weniger Spaß.

Auf Deutsch lasse ich es heute aber einfach drauf ankommen: Ich möchte mit der ErstBestenHälfte in „The Green Book“ – den Film, der den diesjährigen Oscar für den besten Film gewonnen hat. Er erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem afroamerikanischen Pianisten Don Shirley und seinem Italo-amerikanischen Chauffeur, Bodyguard und Freund Tony Lip. Der Film läuft über zwei Stunden und ist das, was meine Kinder einen „Laberfilm“ nennen würden: es wird viel geredet und die Handlung ist eigentlich nur über die Dialoge erfassbar.

Es ist schwierig, die eigenen Hörerwartungen an diesen Abend herunter zu schrauben. Meine Mindesterwartung ist, dem Film inhaltlich gut folgen zu können – mehr erwarte ich eigentlich nicht. Weniger aber auch nicht – über zwei Stunden einen Film anzuschauen, dem ich nicht folgen kann, wäre kein Vergnügen.

Schon bei den Werbespots am Anfang bemerke ich allerdings, dass ich gut verstehe. Das macht Hoffnung, auch wenn es wieder einmal frustrierend ist, sich anzuhören, wie einfallslos und flach die Dialoge in deutschen Werbespots sind.

Der Film selbst: Wunderschön. Absolut empfehlenswert. Ich verstehe fast jedes Wort – und das 131 volle Minuten lang. Natürlich muss ich mich voll konzentrieren, aber im Gegensatz zu früheren Kinobesuchen mit Hörgeräten lohnt sich die Anstrengung, weil ich nahezu alles verstehe – wirklich jedes Wort. Damit habe ich – wieder einmal – nicht gerechnet.

Der nächste Kinobesuch kann kommen. Ich werde dann mal die Akustik in meinem Lieblings-Programmkino in Hamburg ausprobieren und berichten.