Tag 46 – Race

Ein schöner Small-Talk-Sonntag. Erst ein Fußballspiel von Junior II mit viel Klönschnack am Spielfeldrand. Dann geht es zum ersten Mal seit meiner OP ins Freibad, das heute zum letzten Mal in diesem Jahr geöffnet hat. Leider habe ich in diesem Sommer zu wenig Sport gemacht und bin etwas außer Übung, aber ziehen dennoch 40 Bahnen durch. Der Soundprozessor bleibt dabei draußen, obwohl ich ein sogenanntes Aqua-Kit habe: Eine wasserdichte Plastikhülle für Soundprozessor und Spule, mit deren Hilfe man auch im Wasser hören kann. Weil ich gelesen habe, dass es damit manchmal etwas Probleme gibt und die Wasserdichtigkeit nicht zuverlässig ist, gehe ich lieber kein Risiko ein. Beim Schwimmen würden mich die Teile hinter dem Ohr und am Kopf sowieso stören und ab und zu tut es gut, auch mal gar nichts zu hören.

Wie immer treffe ich nach dem Schwimm-Pflichtprogramm einige Bekannte und Nachbarn in unserem schönen Dorffreibad. Bislang blieb es meistens bei einem Zuwinken und Hallo rufen – Small Talk habe ich nur gemacht, wenn ich direkt angesprochen worden bin. Das ist jetzt anders: Seit ich das Cochlea-Implantat habe traue ich mich, einfach mal ein bißchen zu quatschen und gehe viel aktiver auf meine Mitmenschen zu. Und das macht richtig Spaß! Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht den Ruf einer Quasselstrippe ab.

Nach dem Schwimmen fahre ich mit Junior II zur Deutschen Meisterschaft im Motorrad-Sandbahnrennen, das in diesem Jahr auf dem Hurricane-Festivalgelände stattfindet. Dieses Festgelände ist eigentlich in erster Linie eine Sandbahn und gehört dem Motorsportclub Eichenring, der das Gelände für das Hurricane zur Verfügung stellt. Es ist immer sehr aufregend, die Motorräder mit knapp 130 km/h über die ovale Sandbahn jagen zu sehen – und es ist wirklich laut, merke ich heute! Die Motoren knattern wirklich wie die Hölle und ich regele den Soundprozessor etwas herunter.

Das schönste Erlebnis ist allerdings, dass ich die Lautsprecherdurchsagen teilweise gut verstehe! Es gibt Durchsagen, welche Fahrer am Start sind, welches Rennen es ist (Qualifikation, Halbfinale, Finale), wie schnell der Gewinner im Schnitt unterwegs war und auch die Rennen selbst werden live kommentiert. Zwar habe ich früher immer gehört, dass da etwas über die Lautsprecher kommt, aber keine Wort verstanden. Heute verstehe ich auf Anhieb etwas die Hälfte – und erkenne auch die Songs, die in den Rennpausen über die Anlage geschickt werden. Dass ich beim Imbissstand wenig später auch alles verstehe (Currywurst hamwa nicht, nur Bratwurst mit Currysoße) ist mittlerweile schon fast ebenso selbstverständlich.

Die Stimme von Junior I klingt am Telefon übrigens ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht liegt es auch am Stimmbruch, der beim Telefonat gerade auf „Tief“ gestellt war. Junior II muss hier ein bißchen helfen, aber es kann nicht alles direkt am Anfang klappen.

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